Kängi und die Hackfresse

Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich so faul bin, dass sogar die Bestellung beim
Lieferservice ein nicht überwindbares Hindernis darstellt. Ich denke dann an
Schildkrötensuppe und andere leckere Delikatessen oder ans Wochenende, da hat man
eh meistens weniger Hunger. Beim Stichwort Wochenende springt mir ein ganz anderer
Gedanke durch meinen Kopf. Da stand ich so leicht lethargisch letztes Wochenende
neben Luke im Rechenzentrum und meinte:

"Weißt du Luke, Aids ist auch nur eine Form der Nächstenliebe!"

Dann stelle ich mit Bedauern fest, wie mir bei solchen obskuren Aussagen auch noch

der letzte Appetit abhandengekommen war. Dabei war ich gerade schon dabei die
Namensliste meines Handys durchzublättern um den Lieferservice anzurufen. Als ich
mein Handy so in der Hand hielt und auf verschiedene Namen in der Liste starrte stelle
ich fest, dass es verdammt schwierig ist, wenn man sich nur Gesichter merken kann,
aber keine Namen, eben diesen Namen welche ich gerade las Gesichter zu zuordnen.
Vor allem dann nicht, wenn einem der Name auch schon nichts sagt. Ich begann alle
mir nichts sagenden, gesichtslosen Namen aus meinem Telefonbuch zu löschen.

Als ich damit fertig war reduzierte sich mein Telefonbuch auf drei Einträge: Meine

Eltern, der Lieferservice und die Telefonnummer meines Psychologen. Erschrocken
darüber drückte ich den Knopf für die Anrufliste und stellte fest, dass die Einzige
Nummer welche mich in der letzten Woche angerufen hat, eine Rufnummer aus
Hamburg war und das mindestens zehnmal am Tag. Ich tippte die Nummer bei
Google ein und fand heraus das es sich dabei um meinen Kreditkarten Anbieter
handelte. Der ängstliche Blick auf mein Kreditkartenkonto im Internet offenbarte
auch den Grund für die häufigen Anrufe. Hoffnungslos überzogen!

"So kann es aber auch nicht weitergehen dachte ich mir." Ging am nächsten Tag

in einen Handyladen und kaufte mir mit der eh schon hoffnungslos überzogenen
Kreditkarte eines dieser neu modernen Mobiltelefone wo man den ganzen Nummern
und Namen auch Bilder zuweisen konnte. "Nie wieder Namen ohne Gesichter in
meinem Handy" dachte ich mir. Bezahlte mit der überzogenen Kreditkarte einen
Umzug in ein völlig anderes Land und baute mir dort langsam aber sicher ein Leben
mit Namen und den dazugehörigen Gesichtern auf.

Nach einiger Zeit reduzierten sich auch die Anrufe meines Kreditkarten Anbieters auf

Null. Glücklich über diesen Zustand fing ich an mein neues Leben zu genießen, bis
ich eines Nachts vom Klingeln meines Telefons geweckt wurde. Als ich im Halbschlaf
das Bild des Anrufers vor mir sah, war ich total erschrocken darüber, dass ich eine
totale Hackfresse in meinem Handy abgespeichert hatte. Nach 2 Minuten dauerklingeln
gab der hässliche Anrufer auf. Sofort im Anschluss begann ich mein komplettes
Telefonbuch zu durchforsten.

Als ich damit fertig war, alle Hackfressen aus meinem Telefonbuch entfernt zu haben

blieben nur noch drei Einträge über: meine Eltern, der Lieferservice und die Telefon-
nummer meines Psychologen. Ich flog mit der immer noch hoffnungslos überzogenen
Kreditkarte zurück in meine alte Heimat, spielte das Backup meines kompletten alten
Telefonbuchs wieder ein nur diesmal ohne Gesichter. Denn mitten in der Nacht von
einem Namen angerufen zu werden den man nicht kennt, ist immer noch besser
als von einem Gesicht aufgeweckt zu werden bei dessen Anblick man sich denkt
"Mensch warum kennst du bloß so hässliche Leute!"

Leider vermehrten sich die Anrufe meines Kreditkarten Anbieters in den nächsten

Tagen und die Aussage "Tut mir leid, ich weiß ja nicht mal wie sie aussehen und
ich meine sie könnten ja auch hässlich sein!" verminderten diese auch nicht.
Aber das ist eine andere Geschichte...


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